S. 310 . . . 01.11.2010 .... von ....
Schandbrief meiner Ex-Frau und psychologisches Gutachten zu sexuellem Missbrauch
Identische Abschrift des Schandbriefes meiner Ex-Frau ( vgl. Dok. )
und das ebenso vielsagende psychologische Gutachten vom 14.01.2008 - auszugsweise Die Art, wie Ihre Ex-Frau schrieb, aber auch Ihre Erzählungen darüber, wie Sie sich kennen gelernt haben, haben mich Folgendes fragen lassen: Halten Sie es für möglich, dass M. in ihrer Kindheit oder Jugend das Opfer sexueller oder auch anders gearteter Gewalterfahrungen geworden war? Es ist mir bewusst, dass ich mich mit diesen Gedanken auf einem sehr heiklen Terrain bewege und dass ich hier nur spekuliere. Gern möchte ich erläutern, wie ich zu diesem Gedanken kam. Der Brief Ihrer Ex-Frau weist aus meiner Perspektive ein eigenartiges Fehlen von Gefühlen auf. Wie wenn ein Schalter umgelegt worden wäre und alles, was Gefühlsregungen betrifft, komplett ausgeschaltet wäre. Das ist eine Reaktion, die als seelische Notfallreaktion bekannt ist und eine Schutzmassnahme darstellt. Solche Reaktionen treten auch auf, wenn frühere traumatische Erlebnisse durch ein (manchmal ganz banales) Alltagsvorkommnis, wie einen bestimmten Geruch oder Klang, wieder wachgerufen werden. (In der Fachsprache nennt man das Flash-back.) Zum anderen haben Sie beschrieben, dass sich Ihre Ex-Frau zum Zeitpunkt Ihres Kennenlernens recht widersprüchlich verhielt, was das Thema Sexualität betraf.
Auch Ihre Scheidung bedeutete für Sie beide eine aufwühlende Erfahrung. Ein solch tiefer seelischer Einschnitt kann ebenfalls alte traumatische Erfahrungen reaktivieren. Das kann sogar so weit gehen, dass man eine Handlungsweise des anderen plötzlich als lebensbedrohlich wahrnimmt, obwohl aus neutraler Alltagsperspektive keine solche Bedrohung vorliegt. Für die Person, in der eine alte traumatische Verletzung reaktiviert wurde (die damals allerdings real passiert ist!), sieht es natürlich ganz anders aus. Sie selbst erlebt diese neue an sich harmlose Szene als lebensbedrohlich (was es innerseelisch auch tatsächlich ist) und beschreibt sie auch als realen bedrohenden Vorfall. Dazu würde der Inhalt des Briefes passen. Aus ihm geht hervor: Ihre Ex-Frau hat Sie, als sie den Brief schrieb, als eine gefährliche Bedrohung wahrgenommen. Dieses Gefühl der Bedrohung ist so stark, dass sie nur den radikalen Bruch als einzige Schutzmassnahme sieht.
Für Sie als ehemaligem Partner ist es vermutlich kaum zu fassen, von ihr so sehr als Bedrohung gesehen zu werden. Denn Sie umgekehrt haben insbesondere die letzten Jahre als eine Reihe schmerzhaftester Demütigungen durch Ihre Ex-Frau erlebt. Es ist so viel zusammengekommen. Manch anderer ist durch eine solche Häufung von Verletzungen schon zum Amokläufer geworden. Es muss Ihnen ein unglaubliches Mass an Beherrschung abverlangt haben, nicht durchzudrehen. Sie verfügen über sehr grosse seelische Stärke.
Aus Ihren Schilderungen kam ich zu dem Eindruck, dass Sie ein Mensch sind, der in aussergewöhnlichem Mass über die Fähigkeit verfügt, aus dem Kontakt mit anderen Menschen Anregungen zu Veränderungen zu ziehen. Dem es auch ein Herzensanliegen war, in einer Partnerschaft leben zu können. Ihre Geschichte, insbesondere aus den Jahren, als Sie Ihre Frau kennen lernten, liefert dafür eindrückliche Beispiele. Allerdings zeigt es auch, dass Sie dafür in dieser nun vergangenen Verbindung einen sehr hohen Preis bezahlten. Es wäre Ihnen sehr zu gönnen, wenn Sie in dieser Hinsicht neue Erfahrungen machen dürften, die Ihnen einfach gut tun.
Es würde mich freuen, wenn ich Ihr Anliegen damit in einem konstruktiven Sinn für Sie aufnehmen konnte. Ganz herzlich wünsche ich Ihnen alles Gute.
Kurzfassung aus Buch 'Die Familienterroristin' v. Karin Dr. Jäckel - Link
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